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CarSharing-Statistik 2020: Immer mehr Städte mit CarSharing-Angebot

Berlin, 18.02.2020

Die deutsche CarSharing-Branche wächst weiter. Das zeigt die neue CarSharing-Statistik des Bundesverband CarSharing e.V. (bcs). Im vergangenen Jahr haben sich 45 weitere Anbieter auf dem CarSharing-Markt etabliert. Das stationsbasierte CarSharing weitete sein Angebot auf 100 neue Orte aus. Das free-floating CarSharing expandierte nicht in weitere Orte, die Zahl der bereitgestellten Fahrzeuge vergrößerte sich jedoch um fast 50 Prozent.

226 CarSharing-Unternehmen, -Genossenschaften und -Vereine bieten Anfang des Jahres 2020 an 840 Orten in Deutschland CarSharing an. Das sind 100 Orte mehr als im vergangenen Jahr. Diese Expansion in neue Städte und Gemeinden wird von stationsbasierten CarSharing-Anbietern getragen. Die Zahl der Städte und Gemeinden mit einem reinen Free-floating-Angebot blieb hingegen mit jetzt 17 Orten gegenüber dem Vorjahr fast unverändert.

Gunnar Nehrke, Geschäftsführer des Bundesverband CarSharing, kommentiert:

„CarSharing ist ein wichtiger Baustein nachhaltiger Mobilität. Je mehr sich das Angebot in der Fläche verbreitet, desto mehr Autofahrer*innen können ihr eigenes Auto abschaffen, ohne sich in ihrer Mobilität einschränken zu müssen.“

Weiterhin solides Wachstum im stationsbasierten CarSharing

Zu Beginn des Jahres 2020 wurden in Deutschland 12.000 Fahrzeuge im stationsbasierten CarSharing zur Verfügung gestellt. Die stationsbasierte Flotte vergrößerte sich damit gegenüber dem Vorjahr um 800 Fahrzeuge (plus 7,1 Prozent). Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Fahrberechtigten im stationsbasierten CarSharing um 60.000 auf jetzt 710.000 Kund*innen. Verbandsgeschäftsführer Nehrke verdeutlicht:

„Das stationsbasierte CarSharing hat die höchste verkehrsentlastende Wirkung. Ein stationsbasiertes CarSharing-Fahrzeug ersetzt bis zu 20 private Pkw.  Deswegen ist das Wachstum hier von besonderer verkehrspolitischer Bedeutung.“

Wachstum, Wettbewerb und Konsolidierung im Markt für free-floating CarSharing

Im Marktsegment Free-floating ist die Fahrzeugflotte im vergangenen Jahr besonders stark gewachsen. Hier werden jetzt 13.400 Fahrzeuge bereitgestellt. Das sind 4.400 Fahrzeuge mehr als noch im Vorjahr, ein Plus von 48,9 Prozent. Der Grund für diesen massiven Anstieg der Fahrzeugzahlen ist vor allem der Markteintritt neuer, großer Anbieter aus der Automobilindustrie (We share) und der klassischen Autovermietung (Sixt share). Da die Zahl der Orte mit einem Free-floating-Angebot sich nicht verändert hat, entwickelt sich hier ein zunehmender Wettbewerb.

Parallel zum Markteintritt neuer Anbieter haben die beiden Marktführer im free-floating CarSharing, car2go und DriveNow, im vergangenen Jahr ihre Fusion vollzogen. Die Zusammenführung der Kund*innen beider Anbieter wurde begonnen, war zu Beginn des Jahres 2020 jedoch noch nicht abgeschlossen. Die diesjährige CarSharing-Statistik im Marktsegment Free-floating enthält nur jene Kund*innen, die zum 01. Januar 2020 bereits beim neuen, gemeinsamen Anbieter ShareNow registriert waren. Kund*innen, die zum Stichtag nicht neu registriert waren, wurden nicht berücksichtigt. Dadurch fällt die Gesamtzahl der CarSharing-Kund*innen im Marktsegment Free-floating um 230.000 gegenüber dem Vorjahr. Dieser Effekt wirkt sich auch auf die Gesamtzahl der CarSharing-Kund*innen in Deutschland aus. Sie liegt zum 01. Januar 2020 bei 2.290.000 angemeldeten Fahrberechtigten.

Kombinierte CarSharing-Systeme weiter auf dem Vormarsch

Viele ehemals rein stationsbasierte Anbieter haben in den letzten Jahren zusätzlich zum stationsbasierten Angebot auch free-floating Fahrzeuge in ihre Flotten aufgenommen und bieten nun beide Varianten aus einer Hand an. Mittlerweile fahren 1.020 der insgesamt 13.400 free-floating Fahrzeuge in Deutschland in kombinierten Systemen. Verbandsgeschäftsführer Nehrke begrüßt diese Entwicklung ausdrücklich:

„Kombinierte CarSharing-Systeme sind eine Innovation aus Deutschland. Neue Studien belegen, dass sie ebenso stark verkehrsentlastend wirken wie das stationsbasierte CarSharing. Kombinierte Systeme zeigen, dass man durch eine enge Verschränkung mit stationsbasierten Angeboten das free-floating CarSharing für die Verkehrswende voll nutzbar machen kann.“

Immer mehr CarSharing in kleinen Städten und im ländlichen Raum

CarSharing ist nicht nur ein Phänomen der Großstädte. Zu Beginn des Jahres 2020 stehen in 46,8 Prozent aller Orte mit einer Einwohnerzahl zwischen 20.000 und 50.000 CarSharing-Fahrzeuge zur Verfügung. Und auch in 445 Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern gibt es mittlerweile stationsbasierte CarSharing-Angebote. Diese Zahlen zeigen, dass CarSharing auch im ländlichen Raum möglich ist. Anders als in den Städten ist CarSharing im ländlichen Raum jedoch in der Regel kein aus sich heraus tragfähiges Geschäftsmodell. Die Angebote werden oft von ehrenamtlichen Vereinen getragen oder von Kommunen mitfinanziert.

CarSharing muss systematisch gefördert werden

Die deutschen CarSharing-Anbieter haben die Verbreitung und Verfügbarkeit ihrer Dienstleistung auch im vergangenen Jahr 2019 weiter verbessert. Trotzdem bleibt das CarSharing mit etwas mehr als 2 Millionen Kund*innen weiterhin ein kleiner Markt. Verbandsgeschäftsführer Nehrke fordert daher:

„CarSharing ist die ökologische Alternative zum privaten Pkw. Bund, Länder und Kommunen sollten das CarSharing als vierte Säule des Umweltverbunds endlich systematisch fördern.“

Nehrke ruft insbesondere die Kommunen dazu auf, möglichst flächendeckend CarSharing-Stellplätze im öffentlichen Raum einzurichten. Ziel müsse es sein, dass kein Bewohner eines innenstadtnahen Wohngebiets weiter als 400 Meter von einer CarSharing-Station entfernt lebt. Zudem müssten endlich wesentliche Schritte unternommen werden, um den knappen öffentlichen Raum in den Städten neu zugunsten von ÖPNV und Fahrrad zu verteilen. Auch diese Veränderung würde mittelbar dem CarSharing als Auto-Baustein des Umweltverbunds helfen.

Kerstin Haarmann, Bundesvorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland, sagt dazu:

„Wir müssen Mobilität ganz neu denken. Individuelle Mobilität ist zukünftig digital - in der Stadt und auf dem Land. Apps schlagen mir vor, mit welchem Verkehrsmittel ich am besten zu meinem Ziel komme. Damit die umweltfreundlichen Verkehrsmittel eine echte Alternative sind, brauchen wir mehr Platz fürs Rad, deutlich weniger Autos und einen konsequenten Ausbau der Infrastruktur bei Bus und Bahn. Dass jeder im eigenen Pkw unterwegs ist, ist ökologisch wie ökonomisch Wahnsinn. Carsharing setzt genau an der richtigen Stelle an: Für einzelne Wege leihe ich mir zukünftig das Auto, das ich gerade brauche.“

Pressebilder und Grafiken finden Sie unter folgendem Link: https://carsharing.de/presse/fotos/fotoarchiv/zahlen-daten

Download:

PDF: PM CarSharing-Statistik 2020: Immer mehr Orte mit CarSharing-Angebot

PDF: Datenblatt CarSharing-Statistik 2020

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Kurzinfo über die CarSharing-Varianten: Beim stationsbasierten CarSharing stehen die Autos möglichst wohnortnah auf einem festen Parkplatz. Kund*innen holen den Wagen dort ab, nach der Fahrt bringen sie ihn dorthin zurück. Nur bei dieser Variante sind Reservierungen mehrere Wochen im Voraus möglich. Stationsbasiertes CarSharing ist die preisgünstigste CarSharing-Variante. Diese Variante deckt vor allem klassische Pkw-Nutzungszwecke ab, wie beispielsweise Großeinkäufe, Ausflüge oder Besuche bei Freunden und Verwandten. Die Fahrzeuge sind nicht an ein Geschäftsgebiet gebunden, es sind jedoch auch keine innerstädtischen One-Way-Fahrten möglich. Stationsbasiertes CarSharing ist in840 Städten und Gemeinden in Deutschland verfügbar. Die größten Anbieter deutschlandweit sind: stadtmobil, cambio, teilAuto, book-n-drive, Flinkster.

Beim free-floating CarSharing stehen die Autos irgendwo innerhalb eines möglichst stadtweiten Geschäftsgebiets geparkt. Nutzer orten und buchen die Fahrzeuge über das Smartphone. Nach der Fahrt stellen sie den Wagen irgendwo innerhalb des definierten Geschäftsgebiets wieder ab. Reservierungen im Voraus sind nicht möglich. Free-floating CarSharing ermöglicht One-way-Fahrten innerhalb des definierten Bereichs. Die Preise liegen meist über denen des stationsbasierten CarSharing. Free-floating wird vielfach für innerstädtische Kurzfahrten oder Zubringfahrten zu Flughäfen und Bahnhöfen genutzt. Diese CarSharing-Variante ist vorwiegend in großen Metropolen und deren Umlandgemeinden zu finden. Der größte Anbieter ist Share Now (Daimler/BMW), gefolgt von Sixt share und We share (Volkswagen).

In letzter Zeit haben sich auch kombinierte CarSharing-Angebote etabliert, die stationsbasierte und free-floatende Fahrzeuge aus einer Hand anbieten. Kombinierte Angebote gibt es beispielsweise in Hannover, Karlsruhe, Essen, Mannheim und Heidelberg (stadtmobil), im Großraum Frankfurt am Main (book-n-drive) und in Leipzig (teilAuto).

Kurzinfo über den bcs: Der Bundesverband CarSharing e.V. (bcs) ist der Dachverband der deutschen CarSharing-Anbieter. Ziel des Verbandes und seiner Mitglieder ist es, den Autobestand und Autoverkehr zu vermindern und die Umweltbelastung durch den motorisierten Individualverkehr zu verringern. Der bcs fördert CarSharing als moderne Mobilitätsdienstleistung und strebt eine Vernetzung mit dem öffentlichen Nahverkehr an. Der bcs wurde 1998 gegründet. Er vertritt die politischen Interessen der Branche auf Bundesebene und gegenüber den Ländern. Im bcs sind derzeit 171 Anbieter organisiert.

Weitere Informationen zum Thema CarSharing und zur verkehrsentlastenden Wirkung der Dienstleistung finden Sie auf www.carsharing.de

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Bundesverband CarSharing e. V. (bcs)
Wiebke Schönherr
Schönhauser Allee 141 B
10437 Berlin
Telefon: 030 - 92 12 33 53

E-Mail: wiebke.schoenherr@carsharing.de