Was ist günstiger – Carsharing oder ein eigenes Auto? Und wie sieht die Gesamtrechnung aus, wenn man zusätzlich zum Carsharing ein Deutschlandticket für andere Fortbewegungsmöglichkeiten nutzt? Welche Form des Carsharings lohnt sich für welche Nutzung? Wir haben uns in mehreren Rechnungen damit auseinandergesetzt.
Was ist günstiger – Carsharing oder ein eigenes Auto?
Carsharing lohnt sich vor allem für Menschen, die nicht täglich lange Strecken mit dem Auto fahren. Bis zu einer Pkw-Fahrleistung von 14.000 Kilometern pro Jahr (38,5 Pkw-Kilometer pro Tag) ist Carsharing günstiger als ein neu angeschafftes eigenes Auto.
Der Kostenvorteil kann erheblich sein. Wenn ein Haushalt beispielsweise 8.000 Kilometer pro Jahr mit dem Pkw zurücklegt, spart der Carsharing-Haushalt gegenüber dem Pkw-besitzenden Haushalt 1.622 Euro pro Jahr ein. Ein erheblicher Teil dieses Kostenunterschieds kommt durch den hohen Wertverlust eines neu angeschafften Pkw zustande.
Wie haben wir gerechnet? Der Vergleichs-Pkw für unseren Kostenvergleich ist ein Opel Corsa. Die monatlichen Kosten wurden anhand ADAC-Autokostenrechner ermittelt. Der Carsharing-Tarif ist ein Normaltarif eines stationsbasierten Anbieters für einen Kleinwagen (zum Beispiel: Opel Corsa) ohne Rabatte. Die einmalige Anmeldegebühr, der Grundpreis und ein Sicherheitspaket zur Reduzierung der Selbstbeteiligung im Schadensfall wurden eingerechnet. Treibstoff ist im Carsharing-Tarif enthalten. Die Kosten-Erhebung wurde im Januar 2024 durchgeführt.
Download: Projektbericht Carsharing vs. Privater Pkw
Der Kostenvorteil des Carsharing wird immer größer
Im Jahr 2019 war das Carsharing nur bis zu einer Jahresfahrleistung von etwa 10.000 Kilometern günstiger als ein neu angeschafftes eigenes Auto. Seitdem hat sich dieser Abstand auf 14.000 Kilometer Jahresfahrleistung vergrößert. Das liegt daran, dass sich die Anschaffungs- und Fixkosten für ein eigenes Auto in der Zwischenzeit erheblich erhöht haben, während die Carsharing-Tarife nur moderat angehoben wurden. Das heißt: Für immer mehr Haushalte in Deutschland ist Carsharing die günstigere Alternative zum eigenen Auto. Laut MiD 2017 haben gegenwärtig 45 Prozent der autobesitzenden Haushalte in Deutschland eine Jahresfahrleistung von 14.000 Kilometern oder weniger. Für die meisten dieser Haushalte dürfte Carsharing die günstigere Form der Pkw-Mobilität sein.
Auch gegenüber einem Gebrauchten hat Carsharing Kostenvorteile
Der Kostenvorteil des Carsharing resultiert zu einem großen Teil aus dem Wertverlust für ein neu angeschafftes Fahrzeug. Aber auch ein geschenkter Gebrauchter (kein Wertverlust) ist erst ab einer Pkw-Jahresfahrleitung von 4.000 Kilometern pro Jahr (rund 333 Kilometer pro Monat) günstiger als die Carsharing-Nutzung. Wenigfahrende profitieren also vom Carsharing in jedem Fall.
Kostenvergleich privater Pkw und Multimodalität
Haushalte, die ein eigenes Auto besitzen nutzen häufig ausschließlich das Auto für ihre Mobilität. Carsharing-Haushalte nutzen gewöhnlich neben dem Carsharing auch den ÖPNV und das Fahrrad. Diese multimodale Mobilität ist in vielen Fällen deutlich preisgünstiger, als ein eigenes Auto. Beispiel: Bei einer monatlichen Pkw-Fahrleistung von rund 400 Kilometern liegen die monatlichen Kosten für das private Auto ohne Wertverlust bei etwa 186 €. Wer stattdessen ein Deutschlandticket für 49 € pro Monat hat, dem bleiben 137 € übrig, die er in andere Mobilitätsangebote investieren kann. Wenn man das Geld komplett für Carsharing ausgibt, könnte man damit zusätzlich etwa 290 Kilometer im Monat Auto fahren.
Wie haben wir gerechnet? Der Vergleichs-Pkw für unseren Kostenvergleich ist das im Jahr 2023 meistverkaufte Auto in Deutschland: Ein VW-Golf. Die monatlichen Kosten wurden anhand ADAC-Autokostenrechner ermittelt. Der Carsharing-Tarif ist ein Normaltarif eines stationsbasierten Anbieters für ein Auto vergleichbarer Größe (zum Beispiel: Opel Astra, Ford, Focus) ohne Rabatte. Die einmalige Anmeldegebühr, der Grundpreis und ein Sicherheitspaket zur Reduzierung der Selbstbeteiligung im Schadensfall wurden eingerechnet. Treibstoff ist im Carsharing-Tarif enthalten. Als Kosten der ÖPNV-Nutzung wurde der Preis des Deutschlandtickets angesetzt. Die Kosten-Erhebung wurde im Januar 2024 durchgeführt.
Ist Carsharing das richtige für mich?
Wer nur hin und wieder ein Auto braucht, für den ist Carsharing günstiger als ein eigenes Auto. Doch welches Angebot passt zu welchen Bedürfnissen? Zunächst sollte jeder drei Grundregeln beachten:
- Vom Carsharing profitiert nur, wer mit dem Auto keine täglichen Wege zurücklegen muss. Braucht man das Auto beispielsweise für die Fahrt zu Arbeit, dann macht Carsharing meist keinen Sinn.
- Die jährliche Fahrleistung sollte 14.000 km nicht überschreiten. Bei höheren Fahrleistungen ist Carsharing oft teurer als ein eigenes Auto.
- Carsharing lohnt sich vor allem für jene, die auch Bus, Bahn und das Fahrrad nutzen können und wollen.
Sie erfüllen diese Grundvoraussetzungen? Dann stellt sich jetzt die Frage, welches Carsharing für Sie richtig ist. Es gibt unterschiedliche Carsharing-Varianten:
- Beim stationsbasierten Carsharing stehen die Autos möglichst wohnortnah auf festen Stellplätzen. Kund*innen holen den Wagen dort ab, nach der Fahrt bringen sie ihn dorthin zurück. Bei dieser Variante sind Reservierungen mehrere Tage oder Wochen im Voraus möglich. Dies sorgt für eine hohe Berechenbarkeit der Fahrzeugverfügbarkeit. Die größten Anbieter sind stadtmobil, cambio, teilAuto und book-n-drive. Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 250 Anbieter an über 1.000 Orten.
- Beim free-floating Carsharing stehen die Autos innerhalb eines definierten Geschäftsgebiets zufällig verteilt. Nutzer*innen orten und buchen sie über das Smartphone. Nach der Fahrt stellen sie den Wagen irgendwo innerhalb des Geschäftsgebiets wieder ab. Bei dieser Variante sind Reservierungen lange im Voraus nicht möglich. Sowohl die Verfügbarkeit als auch der Standort des Fahrzeugs sind daher schwer vorhersehbar. Free-floating ermöglicht jedoch One-Way-Fahrten innerhalb des Geschäftsgebiets. Die größten Anbieter sind Miles, ShareNow und Sixt share. Deren Fahrzeuge gibt es hauptsächlich in Großstädten wie etwa Berlin, Hamburg und München.
- Seit 2011 haben sich kombinierte Carsharing-Systeme entwickelt, die stationsbasierte und free-floating Fahrzeuge aus einer Hand anbieten. Kombinierte Systeme gibt es beispielsweise von stadtmobil, cambio, teilAuto und book-n-drive. Die Preise orientieren sich meist an den niedrigeren Preisen des stationsbasierten Carsharing.
Stationsbasierte Fahrzeuge eignen sich vor allem für geplante Wege: Den Wochenend-Einkauf, die Fahrt zum Möbelhaus, Ausflüge am Wochenende oder Besuche bei Freunden und Familie. Free-floatende Fahrzeuge sind besonders für Spontaneinsätze geeignet. Für längere Fahrten sollte man die Paketpreise der Anbieter nutzen. Und Achtung: Außerhalb der von den Anbietern definierten Geschäftsgebiete sind One-way Fahrten auch mit Free-floatern nicht möglich. Um seine Bedürfnisse flexibel abdecken zu können, lohnt es sich, sowohl für das stationsbasierte als auch für das free-floating Carsharing angemeldet zu sein. In einigen großen Städten bietet ein kombiniertes System auch beides aus einer Hand an.
Preisvergleich Carsharing-Anbieter
Der Bundesverband CarSharing hat die Preise verschiedener Anbieter verglichen, um Verbraucher*innen zu helfen, die Kosten besser einzuschätzen. Dafür haben wir drei Beispiel-Fahrten definiert: Eine kurze für den Einkauf, eine mittlere für einen Tagesausflug und eine lange für einen zweitägigen Ausflug. Verglichen wurden die Preise für diese Fahrten für verschiedenen Anbieter in Frankfurt am Main. Dort haben wir uns mit drei Anbietern befasst: Stadtmobil (stationsbasiert), ShareNow (free-floating) und book-n-drive (kombiniert). Die Preiserhebung fand in der in der zweiten Kalenderwoche des Jahres 2024 jeweils um 11:30 Uhr an einem Wochentag statt.
Das haben wir herausgefunden: Die Preise der Anbieter unterscheiden sich nicht stark voneinander. Bei ShareNow muss man aufpassen, weil die Preise je nach Ort der Anmietung unterschiedlich sind, es kann deshalb ins Geld gehen, immer das Fahrzeug zu buchen, dass gerade in nächster Nähe steht.
- Für kurze Strecken (zum Beispiel für den Einkauf) liegen die Preise für einen Kleinwagen bei allen Anbietern zwischen 13,20 Euro und 15,69 Euro. Bei Share Now kostet ein Fahrzeug derselben Wagenklasse aufgrund des standortbezogenen Pricings auch schon mal 21,69 Euro. book-n-drive bietet den Kleinstwagen VW Up! für unschlagbare 9,90 Euro an.
- Für mittlere Strecken (wie einen Tagesausflug) liegen die Preise für einen Kleinwagen zwischen 70,80 Euro und 74,68 Euro. Wiederum gehen die Preise bei Share Now an einigen Orten bis 86,39 Euro in die Höhe. Und wiederum bietet book-n-drive den Kleinstwagen VW Up! für den niedrigsten Preis von 58,40 Euro an.
- Für lange Strecken (zum Beispiel einen zweitägigen Ausflug) ist ShareNow mit dem Fiat 500 für 173,99 € die günstigste Variante, aber diesen Fahrzeugtyp haben wir in unserem Test in Frankfurt nur einmal angetroffen. Nimmt man einen Kleinwagen (Opel Corsa) liegen die Preise bei allen Anbietern zwischen 201 Euro und 204 Euro.